Die Erstausgabe der regulären GamePro entsteht nach extrem kurzer Entwicklungszeit. Start war Mitte Juni 2002, im September kommt das Heft bereits auf den Markt. In der Chefredaktion sitzen Gunnar Lott und André Horn, die bei dem kurzfristigen Projekt schnell Verschleißerscheinungen zeigen. André zerbricht etwa die Brille, und mangels Zeit für den Optiker muss er sie mit Tesa »reparieren«. Immerhin wird der Heft-Launch mit einem Stand auf der Leipziger Games Convention und GamePro-Ballons gefeiert. Das Team bekommt von der Verlagsleitung zudem schicke GamePro-Hoodies geschenkt, die sogar heute noch mit Stolz getragen werden.
Bereits in der dritten Ausgabe zieht die GamePro ihre erste weltexklusive Titelgeschichte an Land. André gelingt es auf der Tokyo Game Show, Blizzard davon zu überzeugen, dass das Heft ideal für eine erste tiefergehende Story zu Starcraft: Ghost sei. Den gerade erst enthüllten Trailer gibt’s auf der DVD auch noch dazu. So schlägt die frisch an den Start gegangene deutsche GamePro auch international einige Wellen. Dass das Spiel am Ende nie erscheinen würde, kann damals natürlich keiner wissen.
Zum 1. April 2003 tritt die anlässlich des Erfurter Amoklaufs im April 2002 beschlossene Änderung des Jugendschutzgesetzes in Kraft. Für GamePro bedeutet das, dass die Heft-DVD von der dt-Control auf Jugendbeeinträchtigung geprüft werden muss. Die bisherigen GamePro-Standards für Videos müssen überdacht werden, da alles etwas strenger wird. Das führt zur Entwicklung des 18er-Abos: Abonnenten kommen in den Genuss unzensierter Videos, während für die Kiosk-Ausgabe härtere Momente aus Actionspielen nicht mehr gezeigt werden können. Das neue Jugendschutzgesetz gibt aber auch ein Stück Planungssicherheit, da von der USK geprüfte Spiele ab sofort nicht mehr wie bisher von der BPjM indiziert werden können.
Im Zuge unserer ständigen Versuche, das Heft mit Layout-Optimierungen und inhaltlicher Anpassungen frisch zu halten, entschließen wir uns zu einer zwiespältig aufgenommenen Änderung: Der Vorschauteil wandert hinter den Testteil. Das Ganze ist das Resultat durchaus nachvollziehbarer Überlegungen. Warum sollte man als Leser zuerst Appetit auf kommende Spiele gemacht bekommen, während man die jetzt und sofort erhältlichen Titel erst danach im Testteil findet? Müsste das nicht eigentlich andersrum laufen? Kontrovers! Viele Leser wollen die gelernte Reihenfolge »erst Previews, dann Tests« nicht aufgeben, während der Großteil es aber gut findet oder keine Meinung dazu hat.
Zu allem Überfluss verlässt uns Redakteurin Stefanie Schwarz der Liebe wegen in Richtung Schweden. Ersatz gibt es mit Jens Quentin.
Auf die Preview-Kontroverse folgt gleich das nächste Streitthema. Redakteur Benjamin Blum testet für die Titelstory der aktuellen Ausgabe das Spiel Driver 3 – und hat eine Menge Spaß dabei. Das kommuniziert er auch so im Artikel und rechtfertigt seine Wertung von 86 Spielspaßpunkten glaubhaft in der Wertungskonferenz. Allerdings sieht es der Großteil der Spieler anders, wie wir anhand erboster Leserbriefe und Feedback im Forum erfahren müssen. Von einer Fehlwertung ist die Rede, man unterstellt uns gar, von Publisher Atari für den Artikel bezahlt worden zu sein. Über ersteres lässt sich reden, wir sind die letzten, die einen Fehler nicht eingestehen, doch bestechlich waren und sind wir nicht.
Nach genau zwei Jahren bei GamePro macht die Verlagsleitung Gunnar ein Angebot, das er nicht abschlagen kann: Er wechselt als Chefredakteur zur GameStar. André übernimmt dafür den Posten des GamePro-Chefredakteurs und holt Florian Brich (ehemals N-Zone) als stellvertretenden Chefredakteur an Bord. Als Beilage gibt es in dieser Ausgabe übrigens ein »Heft im Heft« – Game-Babes: Die schönsten Spieleheldinnen. Heutzutage undenkbar.
Nach drei Jahren heißt es Abschied nehmen: Der komplette IDG-Verlag zieht in einer Mammutaktion innerhalb Münchens von der Leopoldstraße 252b in die Lyonel-Feininger-Str. 26. Das sind nur ein paar hundert Meter Luftlinie, macht neben den schickeren, moderneren Räumlichkeiten aber einen großen Unterschied, der gerade zu dieser Jahreszeit sozusagen sofort zu spüren ist: Der Neubau hat Klimaanlagen für jedes Büro. Deutlich angenehmer als die stehende Hitze in den alten Räumen.
Am 2. Dezember 2005 veranstaltet IDG Entertainment, also GamePro und GameStar, direkt nach Feierabend eine gemeinsame Weihnachtsfeier. Gleichzeitig zu diesem Ereignis steht aber auch der Deutschlandstart der Xbox 360 an. Wir brauchen sicher nicht zu erwähnen, dass sich unter den Tischen der Konsolen- und PC-Redakteure Mediamarkt- und Saturn-Tüten mit vorbestellten und direkt vor der Feier noch schnell im Laden abgeholten Xboxen tummeln.
Die ehemals ziemlich öde GamePro-Website erhält eine Runderneuerung, die sich gewaschen hat. Nicht nur etwas Farbe hält auf der ursprünglich tristen gamepro.de Einzug, sondern in einem Anfall von Übermotivation haben wir in unzähligen Meetings eine völlig überladene Navigationsleiste mit Abermillionen Optionen ersonnen. Eine Ausgabe später reichen wir deshalb eine »Bedienungsanleitung« nach.
In dieser Ausgabe startet eine unregelmäßige Artikelreihe, die der Chefredaktion schon in der Entstehungsphase Kopfzerbrechen bereitet: das GamePro-Dossier mit in die Tiefe gehenden Artikeln zu beliebten Spielereihen. Die erste Reihe, die wir uns dafür vornehmen, ist ausgerechnet Resident Evil. »Ausgerechnet«, weil damals noch zahlreiche Teile auf dem Index stehen und wir sie deshalb nicht »werbend« erwähnen dürfen. Da die Spiele in ihrer Mythologie aufeinander aufbauen, erwähnen wir sie trotzdem. Allerdings neutral und sachlich – und anschließend noch einmal juristisch auf Verstöße gegen den Jugendschutz abgeklopft. Ein Mitbewerber stellt dennoch einen Indizierungsantrag für das Heft, der aber von der BPjM abgelehnt wird.
Nachdem Florian Brich die GamePro wieder verlässt, stößt Markus Schwerdtel als stellvertretender Chefredakteur zum Team. Es gibt viel zu tun: Am 11. November 2006 ist Japan-Launch der PS3 und kurze Zeit später der Wii-Sports, der die Redaktion teilweise bis nachts mit Wii Sports und Co. fesselt. Dann ist da noch das Wertungssystem, das wir von der klassischen, “gefühlten” Spielspaßwertung auf die Addition mehrerer Unterkategorien abändern (kontrovers). Die Vorschauen kommen wieder vor die Tests (nicht mehr kontrovers), und es gibt ein GamePro-Podcast-Projekt, mit dem sich Praktikant Tobias Veltin beschäftigt.
Am 7. November 2006 erscheint außerdem Gears of War für Microsofts brandneue Konsole. Allerdings nicht in Deutschland, denn die USK hat die Freigabe angesichts allzu blutrünstiger Momente verweigert. Wir wollen das Spiel dennoch in einem Test der vollständig lokalisierten österreichischen Version vorstellen, da es damals zu den heißesten Themen der Spielewelt gehört. Die BPjM macht uns aber einen Strich durch die Rechnung, als die Importversion kurz nach Erscheinen blitzindiziert wird. Der fertige Test muss entsprechend kurz vor Druckereiabgabe aus dem Heft genommen und schnell durch einen anderen Artikel ersetzt werden.
Andere Magazine müssen Internetgerüchte aufgreifen, wir dagegen haben Infos aus erster Hand zum seinerzeit herbeigesehnten GTA 4, um das Rockstar Games die übliche Geheimniskrämerei machte: Als einziges Magazin darf GamePro die Firmenzentrale in New York besuchen. Markus fand dabei außerdem heraus, dass Rockstar-Gründer Dan Houser mit dem Rennrad zu Terminen fährt.
Ups! In der Titelstory zu Saints Row 2 leaken wir unbewusst ein knappes Jahr vor Release die Map des Spiels anhand einer Konzeptzeichnung. Dabei hat Kai beim Studiobesuch pflichtbewusst nachgefragt, ob er Fotos machen darf.
André erhält von der Geschäftsführung ein Angebot, das er nicht abschlagen kann, und wird zum neuen Verlagsleiter von IDG Entertainment. Markus rückt dafür als GamePro-Chefredakteur nach.
Ausgabe 06/2010 bringt einen kompletten Relaunch des zuvor immer wieder häppchenweise modernisierten Layouts und ein neues Wertungssystem. Schon wieder. Knapp dreieinhalb Jahre nach Einführung des Additionssystems kehren wir zur gefühlten Wertung zurück. Für einige alteingesessene Leser ist das ein großer Segen, andere sind allerdings die Addition gewohnt und rufen: Kontrovers!
Markus macht mobil und kümmert sich von nun an als »Handyman« beziehungsweise Director Mobile Content & Applications um die Apps von GamePro und GameStar. Michael Trier beerbt ihn als GamePro-Chefredakteur.
Ende 2011 feiern wir den Launch unserer neuen und großflächig überarbeiteten Webseite. Der frische Web-Auftritt von GamePro ist nun endlich kein Bedienungsalbtraum mit Hunderten aufklappbarer Untermenüs mehr – auch wenn in das alte Design damals viele, viele Stunden Arbeit und Herzblut geflossen waren.
Ober-Testchecker, Leserschwarm, Heimkinofanatiker und Unordnungs-Guru Henry Ernst verlässt die GamePro. Ihn zieht es nach genau zehn Jahren München in Richtung Berlin.
GTA 5 kommt zum Test, und wir sind begeistert. So begeistert sogar, dass wir ohne mit der Wimper zu zucken mit 97% die bisher höchste Spielspaßwertung der elfjährigen GamePro-Geschichte vergeben.
Außerdem stehen die acht Jahre nach den Vorgängerkonsolen die Verkaufsstarts von Xbox One und PlayStation 4 an, die wir natürlich ausführlich begleiten.
Michael Trier kehrt dem GamePro-Chefredakteursposten nach drei Jahren den Rücken, um sich als Director Content Services um Sonderhefte zu kümmern. An seine Stelle tritt Heiko Klinge, der zwar vom PC-Magazin GameStar kommt, aber ebenfalls eine große Leidenschaft für Konsolenspiele hat.
Wir hören auf unsere Leser. Das zeigen wir etwa anhand des Tests zu Alien: Isolation. Tester Kai ist wenig angetan von dem Survival-Horror und bemängelt etwa das aus seiner Sicht unlogische Verhalten des Aliens. Die Community schreit angesichts der niedrigen Wertung auf und wirft ihm »falsches Spielen« sowie ein Nichtverständnis der Spielmechaniken vor. Also geht’s zurück ins Weltall, für einen erneuten Durchlauf – diesmal mit anderer Spielweise. Ergebnis ist eine Korrektur der Wertung nach oben, wenn auch nur geringfügig.
Ab dieser Ausgabe brechen wir mit der Tradition, schnöde Spieletitel als große Überschriften für unsere Artikel zu verwenden. Stattdessen sollen Headlines wie »51-fach auf die Zwölf« das Leserinteresse wecken. Das Beispiel stammt übrigens aus dem Test zu Super Smash Bros. in derselben Ausgabe.
GamePro-Mutterkonzern IDG trennt sich von der Entertainment-Sparte, um sich künftig auf ernsthaftere Dinge zu konzentrieren. Ein geeigneter Käufer findet sich nach vielen Gesprächen schließlich im französischen Unternehmen Webedia. Das hat auch zur Folge, dass die ehemalige Entertainment-Abteilung mit Sack und Pack in ein neues Gebäude umziehen muss. Geeignete Redaktionsräume finden sich in der Ridlerstraße im Münchener Westen. Dabei werden nicht nur die Schreibtische, sondern auch die Archive mit Testmustern und Konsolen gnadenlos ausgemistet.
Wir ändern das Wertungssystem erneut, wenn auch diesmal nicht drastisch. Die gefühlte Wertung bleibt, wird aber durch fünf Spartenwertungen nachvollziehbarer gemacht. Außerdem teilen wir uns nun ein einheitliches Wertungssystem mit GameStar, was aber nicht bedeutet, dass die beiden Redaktionen auch identisch werten.
Markus kommt zurück und übernimmt die Leitung der Print-Abteilung, in der von nun an jeden Monat Kai die GamePro und Petra Schmitz die GameStar zusammenstellen.
Die bisherige GamePro-Redaktion verschmilzt unter Leitung von Rae Grimm mit dem Berliner Gamespilot-Team, und die Website erstrahlt in wunderschönem Petrol!
Der Switch-Launch steht an, die Konsole soll samt The Legend of Zelda: Breath of the Wild zum Test kommen. Doch Link verspätet sich. Dreigeteilt meistern wir die Situation dennoch rechtzeitig für Heft und Website: Das Hardware-Team schaut sich … nun ja, die Hardware an, Tobi beschäftigt sich eingehend mit den Features der Konsole, und Mirco Kämpfer kämpft sich derweil durch das riesige Spiel.
Nach einer Umstellung des Google-Algorithmus und einer daran anknüpfenden Online-Reichweiten-Talfahrt trifft sich das Team von GamePro.de in Berlin und steckt tagelang die Köpfe zusammen, um »GP 3.0« zu ersinnen. Inhalte und Themen werden hinterfragt, Workflows angepasst und neu gedacht, die komplette Ausrichtung soll offener werden und auch abseits des Core-Gamings Zielgruppen ansprechen. Die Anpassungen tragen Früchte, und der Traffic erholt sich.
Aufgrund der Corona-Pandemie zieht sich die Redaktion im März komplett ins Home-Office zurück. Während die Website sich auch von Zuhause aus gut managen lässt, stellt die Printproduktion eine kleine Herausforderung dar, die wir aber meistern. Auch aktuell, mehr als zwei Jahre später, entsteht das Heft noch in »Heimarbeit«.
Naughty Dogs The Last of Us: Part 2 sahnt im Test eine Wertung von 97 Spielspaßpunkten ab. Das ist zusammen mit GTA 5 unsere höchste je vergebene Wertung. Alle am Test Beteiligten sind sich einig, dass es sich um ein Meisterwerk handelt, Kai wird sogar zu einem elfstündigen Gaming-Marathon verleitet, weil er sich in der zweiten Hälfte nicht mehr davon losreißen kann. Das Spiel spaltet mit seiner Handlung allerdings die Community wie kaum ein Titel zuvor.
Es ist mal wieder soweit: Der Launch der nächsten Konsolengeneration steht an. Microsoft kann uns ungewohnt früh die neue Xbox Series zur Verfügung stellen, sodass wir uns im Home-Office entspannt damit befassen können. Anders sieht es mit der PlayStation 5 aus: Die Hardware kommt später, und der Technik-Check gestaltet sich deutlich stressiger. Dennoch können wir euch kurz vor dem beinahe zeitgleichen Release der neuen Konsolengeneration einen großen Hardware-Vergleich präsentieren.
Die Berichterstattung zu den neuen Konsolen und deren tröpfchenweise Enthüllung beschert GamePro.de zahlentechnisch ein absolutes Ausnahmejahr, in dem wir zeitweise sogar die große Schwester GameStar.de überholen. Die offenere Ausrichtung der Seite geht derweil weiter: Als erstes deutsches Gaming-Magazin nutzen wir auf der Website inklusive Sprache und gendern. Immer mehr User*innen finden den Weg auf die Seite, was sich in einer deutlich gestiegenen Kommentarzahl niederschlägt. Dementsprechend wird das Moderatorenteam auf zehn aufgestockt, mit Kevin Itzinger gibt es zudem erstmals in der GamePro-Historie einen speziellen Community-Manager.
Mit Chris Werian stößt nach fast 20 Jahren erstmals ein dedizierter, festangestellter Hardware-Redakteur zum GamePro-Team, und der frühere Trainee Sebastian Zeitz meldet sich als SEO/Performance & Update-Manager für die Website zurück.